Bei Los Troncos gibt es plötzlich wieder Piste

und eine Straßenmautstelle mit Polizeiregistrierung.

Man zahlt in Bolivien ca. € 1,- / 100 Kilometer Straßengebühr,

die Polizeidienstfahrzeuge sehen hier so aus.

Und dann in Gegenfahrtrichtung, Besuch aus Europa, eine Kärntner Familie mit 2 Kleinkindern mit einem Steyr und ein Deutscher mit einem MAN.

Nach einem kurzen Informationsaustausch geht´s weiter, die Piste endet plötzlich am Rio Grande.

Da stehen hölzerne Pontone zur Flußüberquerung, Brücke gibt es hier keine.

Der Rio Grande ist aber dzt. wegen der Trockenzeit nicht grande, er führt Niedrigwasser.

Ein schwerbeladener LKW wird gerade übergesetzt, die Fähre sitzt am Schlamm auf.

Der LKW-Fahrer muß laufend zurückfahren, dann vor und scharf bremsen, es wird mit Motorbooten und zusätzlich mit der Hand geschoben, der Ponton bewegt sich Zentimeter um Zentimeter durch den Schlamm Richtung Ufer.

In der Gegenrichtung wird ein leichterer LKW transportier,

dann sind wir und der Bus hinter uns an der Reihe.

Wieder wird gedrückt, geschoben,

langsam bewegen wir uns Richtung gegenüberliegendem Ufer.

Hier liegen einige Sandsäcke, die Ausfahrt führt über wackelige Pfosten und Schlamm.

Der Bus hat es eiliger wie wir, er überholt,

wir tuckern gemütlich Richtung unserem Tagesziel

und dann sind wir da.

Samstag,18. Juli, wir besuchen Elfriede und Andreas Kranewitter.

Die Kärntner Familie ist vor fast 25 Jahren nach Bolivien ausgewandert, Andreas war damals bereits 48 Jahre alt.

Sie hatten genug von Österreich, den sogenannten Freunden und den Behörden.

Sie haben sich hier eine Estancia mit 260 ha Grund gekauft und betreiben Landwirtschaft.

Andreas sagt "Unser Haus ist euer Haus!" und so bleiben wir das Wochenende bei "Delikatessen Austria".

Es gibt hier ca. 400 Rinder,

15 Pferde und einige Schweine.

Am Wochenende wird direktvermarktet, es gibt typisch österreichische Kost und Spezialitäten aus Wurst und Fleisch.

Wenn man in Bolivien die Landschaft und die Landwirtschaft so betrachtet, wird man teilweise an die Zeit vor 40 Jahren in Österreich und teilweise an den ehemaligen Ostblock erinnert.

Die Kühe, die gemoken werden, werden mit Lasso gefangen und an einen Pflock gebunden.

Andreas wollte im Mai seinen Eber mit einem Seil fangen und verarzten, da dieser sich verletzt hatte. Der Eber wickelte das Seil um die Füße seines Besitzers und brach ihm den Oberschenkelknochen.

Andreas hat bereits den 3. Herzschrittmacher, im Spital wurde ein neuer Oberschenkelknochen samt Hüftgelenk eingesetzt. Seine Tochter, selbst Tierärztin, überwacht stets die Operationen an ihrem Vater.

Einen Tag nach der Operation wurde Andreas in ein anderes Zimmer verlegt, ein Krankenpfleger nahm den frisch operierten Fuß beim Transport und hob ihn zur Seite. Die frische Wunde platze, es mußte erneut operiert werden. Nun ist er etwas außer Gefecht und erzählt uns ausführlich seine Lebensgeschichte, wir könnten ein Buch über ihn scheiben.

Z. B. wurde bis vor wenigen Jahren der reife Mais hier in Bolivien noch mit der Hand gepflückt und dann die Maiskolben mit Hand entkernt. Auf einem Maisfeld, das in Bolivien durchaus 1000 ha groß ist, pflückten hunderte Erntehelfer, für uns unvorstellbar.

Man sieht auch jetzt noch vereinzelt handgeerntete Maiskolben, Zuckerrohr wird jetzt noch fast gänzlich mit der Hand geerntet.

Wir erfahren viel über das harte Leben auf einer Farm in Bolivien, da muß man entweder Nerven aus Stahl oder gar keine haben.

Dzt. hätte Andreas schlachtreife Rinder,

es kauft sie niemand, Zebu-Buckelrinder sind z. Zeit in.

Und die Milch, die er liefert wird auch irgendwann bezahlt.

Was hier in Bolivien so abgeht, ist für Europäer unvorstellbar.

Sonntag, 19. Juli:

Ich reite mit dem Enkel auf der Estancia.

Mittags kommen einige Gäste zum Essen, keine Einheimischen, die können die Preise hier nicht bezahlen.

Ein Polizist oder ein Arbeiter verdient in Bolivien ca. € 150,-/Monat.

Es gibt gebratene Schweinestelze mit Sauerkraut und Kartoffelpüree, Wr. Schnitzel oder Gulage.

Am Nebentisch spricht ein Herr Deutsch, ich ärgere mich im nachhinein, daß ich mich mit dem nicht unterhalten habe.

Es wird Montag, wir verlassen unseren Landsmann.

Nach knapp 40 Kilometer sind wir in Santa Cruz, eine gefährliche Millionenstadt, der Verkehr ist dementsprechend.

An einigen Tankstellen gibt es keinen Diesel, an der Stadtausfaht werden wir fündig.

Während wir auf den Tankwart warten, fährt der deutschsprechende Herr, der am Vortag neben uns gespeist hat, vorbei.

Er hält an und lädt uns ein ihm nachzufahren, tanken sollen wir später.

Wie schnell sich doch Pläne beim Langzeitreisen ändern!

Die Ereignisse überschlagen sich,

so ist derzeit unser Blick aus dem Fenster,

mehr darüber im nächsten Bericht.