16h, wir sind da, wir sind an der größten Touristenattraktion Venezuelas, vor uns 979 Meter vertikales Wasser, vor uns der höchste Wasserfall der Welt im Dschungel Venezuelas, vor uns der Salto Angel, 15 mal höher als die Niagarafälle und anderthalb mal höher als das Empire State Building.

Salto Angel, das Wetter paßt, nur der Salto stürzt Richtung Osten, die Sonne ist bereits tief im Westen, der Salto ist leider im Schatten, man kann eben nicht alles haben im Leben.

Je tiefer das Wasser fällt desto mehr wird es zu Nieselregen, desto mehr wird es zerstäubt,

oben ist es schmal, je weiter nach unten desto mehr breitet es sich aus.

Unvorstellbar wie das bei Sonnenschein am Vormittag aussehen muß, wahrscheinlich spiegeln und glitzern und schimmern Regenbogen in allen Farben.

Der Salto Angel ist mit 979 m Fallhöhe der höchste freifallende Wasserfall der Erde. Es stürzt von einem Vorsprung des Auyan-Tepui, einem der 100 Tafelberge aus Sandstein die Dschungel und Savanne unterbrechen, 700 km² Fläche, in die Tiefe. Gespeist wird der Wasserfall durch heftige Gewitter-Regengüsse, die auf dem großen Plateau des Tafelberges niedergehen.

Ja, wer hat den Wasserfall nun wann und wie entdeckt:

Im Jahr 1923 wurde der Amerikaner Jimmy Angel in Panama von einem Bergbau-Ingenieur überredet, ihn für 5000 Dollar auf einen bestimmten Berg im venezolanischen Regenwald zu fliegen. Es gelang Angel tatsächlich mit einem Flugzeug auf dem zerklüfteten Hochplateau eines Berges zu landen. Die beiden Männer schürften innerhalb weniger Tage eine große Menge Gold aus einem Fluß. Nur im Sturzflug über die Steilkante konnte Jimmy das Flugzeug wieder abheben lassen.

Fortan auf der Suche nach Gold entdeckte Jimmy Angel, als er am 16. November 1933 den Canyon des Rio Churun entlang flog, den gewaltigen Wasserfall. Als er zwei Jahre später mit seiner Frau und einem Wissenschaftler eine Landung auf dem Hochplateau wagte, ging seine Maschine zu Bruch. Erst nach elf Tagen gelang der Gruppe über eine Steilstufe der Absieg in den Urwald. Heute ist dieses Flugzeug in Ciudad Bolivar vor dem Flughafen ausgestellt.

Der Präsident Venezuelas, der Hugo Chavez, dieser Hugo der hatte inzwischen eine neue Idee, das Wahrzeichen Venezuelas mußte umbenannt werden.

Dem Salto Angel wurde wieder sein ursprünglicher Name, Kerepakupai Merú, zurückgegeben, was logischerweise auch viel leichter zu merken ist. In der Sprache der indigenen Pemon heißt der Salto Angel Kerepakupai Merú, was etwa Sprung des tiefsten Ortes bedeutet.

"Wie konnten wir die Idee anerkennen, daß der Wasserfall von einem Jungen entdeckt wurde, der aus den USA angeflogen kam? Wenn wir das machen, dann tun wir ja so, als hätte dort niemand gelebt. Niemand sollte mehr vom Salto Angel sprechen. Das ist unser Wasserfall und es gab ihn, bevor Angel jemals drüberflog."- HUGO CHAVEZ

Hierzu erklärte Carlos Davila von der Tourismusabteilung der Venezolanischen Bootschaft in Berlin tags darauf:

"Schon lange bevor der US-Pilot Jimmy Angel den Wasserfall 1937 entdeckte lebten in der Region Indianer. Die hatten einen eigenen Namen für den Wasserfall, der aber fast verlorenging. Alle nennen ihn heute nach dem Amerikaner Angel. Man muß wissen, daß der Wasserfall und die Tafelberge für die Pemon-Indianer heilig sind. Es könnte also ein Zeichen des Respekts sein, ihm den ursprünglichen Namen zurückzugeben. Bisher ist es nur ein Vorschlag, nichts ist offiziell."

Nach einer Stunde Nackenschmerzen durch das ständige hochschauen, genug gesehen, 17h, um 18h ist es hier finster, Rückzug ins Boot. 5 Minuten Fahrt, ein Lager im Dschungel, da bleiben wir . Als Abendessen gegrilltes Huhn, Reis und Tee.

Hatten wir keinen Wasserfall bei Sonnenschein so haben wir ihn nun bei Mondschein, Vollmondnacht. Eine Stunde schauen wir Richtung Wasserfall, Dunstwolken schleichen durch die Gegend,

langsam verschwindet der Kerepakupai Merú im Dunst und wir, wir verschwinden auch, in unsere Hängematten.

15 Hängematten mal 3 Reihen mal 10 Lager, wer das multipliziert kann sich vorstellen wie viele hier in der Hauptsaison hängen.

Ein neuer Morgen, wir stehen früh auf, unsere Kollegen die schlafen, da buchen die so eine Tour und verschlafen den Sonnenaufgang. Wir sitzen am Rio Curum, klarer Himmel, die Sonne geht auf, Sonne in der Regenzeit im Regenwald, Morgendunst schleicht durch die Gegend.